Kinderrechte im Karneval
Ein wirklich jeckes Projekt: Zartbitter, die Kölner Beratungs- und Informationsstelle gegen sexuelle Übergriffe und Missbrauch, und das Festkomitee Kölner Karneval haben gemeinsam mit Kinder- und Jugendtanzgruppen einen Kinderrechte-Pass für den Karneval entwickelt.
Die Idee eines speziell für die fünfte Jahreszeit konzipierten Kinderrechte-Passes geht auf Prävention Zartbitter e.V. zurück, insbesondere auf Alexander Kürten. Er ist nicht nur bestens mit dem Konzept der Kinderrechte-Pässe vertraut, sondern auch mit seiner Familie in Kölner Karneval aktiv. Schon während der Corona-Pandemie vermittelte er den Kontakt zwischen Zartbitter und dem Festkomitee. In der Session 2023/24 kam es dann zu dem großen, bundesweit einzigartigen Projekt. Besonderer Wert wurde auf die Achtung des Kinderrechts auf Partizipation (Mitbestimmung) gelegt.
Wie der Kinderrechte-Pass entstand
Die wichtigsten KooperationspartnerInnen bei der Entwicklung von Zartbitter-Projekten sind Kinder und Jugendliche. Dementsprechend sprach Zartbitter auch bei der Entwicklung des Präventionsmaterials zur Achtung der persönlichen Rechte von Kindern und Jugendlichen in einem ersten Schritt diese an. Pänz der Kölner Tanzgruppen sammelten in Workshops zahlreiche Rechte, die entsprechend ihrer Erfahrungen geachtet werden müssen, damit Kinder und Jugendliche sich im Karneval wohlfühlen. Einige Mädchen* und Jungen* entwickelten bereits im ersten Brainstorming Ideen für die Illustrationen des Rechtepasses.
Die Zartbitter-Mitarbeiter*innen Ursula Enders, Mira Pütz und Philipp Büscher stellten die Forderungen und zahlreiche der Ideen der Pänz zusammen. Die Kolleg*innen des Zartbitter-Teams unterstützten die Entwicklung des Rechtepasses: Sie sind Karnevalsjeck*innen und brachten entsprechend witzige und fachlich wichtige Vorschläge sowohl für die Illustrationen als auch Texte ein. Die Kölner Illustratorin Dorothee Wolters griff viele der kreativen Ideen auf. Und da sie selbst seit vielen Jahren Karneval auch mit Kindern und Jugendlichen feiert, machte es ihr riesigen Spaß, die Illustrationen mit typischen und auch lebensfrohen Szenen aus dem Karneval zu gestalten.
Es war ein wenig aufregend, als Zartbitter diese dann dem Festkomitee Kölner Karneval vorstellte: Wie würde dieses auf die in einigen Illustrationen dargestellten Übergriffen gegen Kinder und Jugendliche im Karneval reagieren? Umso größer die Erleichterung, als das Festkomitee die in den Illustrationen klar zum Ausdruck gebrachte Kritik an dem Verhalten einiger Erwachsener voll und ganz trug. Das Festkomitee machte zudem wertvolle Vorschläge für ergänzende Themen, einige Verbesserungen und Lösungen noch offener Fragen. Das Feedback war einfach großartig: Die Botschaften des Pänzrechte-Passes entsprächen ihrer Motivation, sich im Karneval zu engagieren. Auch ihr Anliegen sei es, dass Pänz im Karneval Freude und Spaß haben, miteinander feiern, Erwachsene mit ihnen respektvoll umgehen und sie vor Übergriffen schützen.
In einem nächsten Schritt präsentierte Zartbitter Kindern und Jugendlichen verschiedener Tanzgruppen die Illustrationen. Die Pänz nahmen ihre Aufgabe als ExpertInnen in eigener Sache die Entwürfe zu bewerten sehr ernst und warfen einen sehr kritischen Blick auf die Bilder und Texte. Sie hatten zahlreiche Anmerkungen. Einige Texte und auch Illustrationen wurden daraufhin verbessert. Gleichzeitig waren die jungen Kritiker*innen von den meisten Vorschlägen begeistert und ganz gespannt auf die Endfassung des Kinderrechte-Passes. Die durchgängige Meinung: Ein solcher sei sehr sinnvoll. Viele der jungen KarnevalistInnen berichteten spontan über eigene und beobachtete Erfahrungen sexueller Grenzverletzungen – weniger im Karneval als vor allem im schulischen Bereich. Auch nahmen sie ihr Mitspracherecht bei der Auswahl der im Pänzrechte-Pass dargestellten Kinderrechte sehr ernst: Sie punkteten die Rechte, die ihnen am wichtigsten waren. Anhand dieser Bewertungen stellte Zartbitter anschließend die endgültige Auswahl der Illustrationen zusammen. Dorothee Wolters überarbeitete sie nochmals und layoutete den Rechtepass.