Ist das kindliches Doktorspiel oder ein sexueller Übergriff? Eine Frage, die sich viele Erwachsene stellen, wenn sich Vorschulkinder z.B. Gegenstände in die Genitalien stecken oder diese gegenseitig manipulieren. Sicherlich entspricht es normaler kindlicher Neugier, wenn Kinder sich gegenseitig untersuchen, doch weiß man heute, dass bereits recht junge Kinder sexuelle Übergriffe verüben. Für einige betroffene Kinder sind diese gleichermaßen belastend wie sexuelle Gewalterfahrungen durch Erwachsene. 

Übergriffe durch Kinder haben verschiedene Ursachen: Einzelne Kinder teilen z.B. so selbst erlebte sexuelle Grenzverletzungen mit, über die sie nicht sprechen können. Oft haben sie diese durch ältere Kinder erlebt – z.B. in der Nachbarschaft oder Kita. Die Übergriffe wurden meist nicht entschieden genug durch Erwachsene gestoppt und folglich von Kindern als „normal“ erlebt. Kein Wunder, denn die wenigsten pädagogischen Fachkräfte wurden in ihrer Ausbildung für die Wahrnehmung sexueller Übergriffe durch Kinder geschult. Auch mangelt es in vielen Familien und pädagogischen Einrichtungen an kindgerechten Regeln für Doktorspiele.

Zartbitter e.V. Köln hat mit der Website www.sinaundtimde  ein innovatives Präventionsprojekt zum Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen entwickelt. Die unterschiedlichen Bausteine sprechen Kinder, Eltern und Fachkräfte gleichermaßen an.
Das sehr liebevoll und lebensfroh inszenierte PuppentheaterstückSina und Tim spielen Doktor“ für Kitakinder und Erstklässler*innen vermittelt nicht nur kindgerechte Regeln für Doktorspiele, sondern auch die zentrale Botschaft: Jedes Kind darf selbst bestimmen, wann und mit wem es Doktor spielen möchte. Zudem vermittelt es eine altersgerechte kindliche Sexualität: den eigenen Körper und den anderer Kinder auf eine achtsame Art entdecken. 

Nach der Theateraufführung bekommen die Kinder das PappbilderbuchSina und Tim“ oder das Hörspiel zum Theaterstück überreicht. Die Materialen tragen zur Nachhaltigkeit bei und erleichtern es Eltern, mit ihren Kindern über Doktorspiele und auch Grenzverletzungen kindgerecht zu sprechen – ohne Angst zu machen. 

Mütter und Väter erhalten auf Elternabenden grundlegende Informationen oder können sich im Rahmen eines Videovortrags informieren.  Dieser wurde bereits mehr als 45.000 x aufgerufen. Inzwischen bevorzugen viele Eltern Onlineveranstaltungen gegenüber Elternabenden in der Kita, da diese eine Teilnahme ohne Babysitter-Probleme ermöglichen. 

Fachkräftekönnen sich im Rahmen von Fachtagungen und Inhouse-Veranstaltungen fortbilden. Nachdem sie sich Puppentheaterstück und Fachvorträge angesehen haben, können sie ihre Fragen in einem Online-Workshop mit Referent*innen von Zartbitter e.V. diskutieren.